A 06 - Ali Baba und die vierzig Räuber

(Ali Baba sy ireo mpangalatra efapolo lahy)

Ein arabisches Märchen aus "Tausend und eine Nacht"

 Text: Nandrasana

Bilder: Harison

Erste Auflage Feb. 2022

4. Vor langer Zeit, liebe Kinder, lebte in einem fernen Land östlich von Madagaskar ein armer Mann. Er war Holzfäller und hieß Ali Baba.

Eines Tages, als er im Wald arbeitete, sah er wie eine Räuberbande von 40 Männern sich dem Baum näherte, auf dem er gerade arbeitete. Ali Baba versteckte sich, während der Räuberchef zu einem großen Felsen sprach:“ Sesam, öffne Dich!“ Sogleich öffnete sich im Felsen eine Tür, die Räuber traten hinein und die Tür schloß hinter ihnen.

Nach einer Weile kamen die Räuber heraus, ihr Hauptmann verschloß die Höhle mit dem Zauberspruch, und sie eilten davon.

Da ging Ali Baba zum Felsen und sprach den Zauberspruch.

 

6.Wieder öffnete sich die Tür und Ali Baba ging hinein. Was er sah, war überwältigend: eine Felshöhle, prall gefüllt mit unermeßlichen Schätzen, mit Säcken voll Gold und Silber. Kein Zweifel, dies war das Versteck von Räubern.

Ali Baba nahm, was seine drei Esel tragen konnten, schloß die Tür mit dem Zauberwort , das er von den Räubern erlauscht hatte und kehrte heim.

Zu Hause war seine Frau vor Freude über so viel Reichtum außer sich,  und sie lieh sich einen Meßbehälter bei Cassim, dem Bruder ihres Mannes, um ihre neuen Schätze zu zählen.

Wozu braucht sie denn einen Meßbecher?, fragte sich ihre Schwägerin, Cassims Frau, Ali Baba und seine Frau sind so arm, daß sie nichts zu messen haben." Sie schmierte heimlich Fett auf den Boden des Bechers.

 

8 Groß war das Staunen von Cassim und seiner Frau, als sie den Meßkorb zurückerhielten, denn darin klebte eine Goldmünze. Sofort wollte Cassim von seinem Bruder die Quelle seines Reichtums wissen. Ali Baba erzählte ihm alles, sogar den Zauberspruch. Am nächsten Morgen eilte Cassim zu dem großen Felsen, sprach den Zauberspruch und trat in die Schatzhöhle ein.

 

10. Cassim füllte einen großen Sack mit Goldmünzen und anderen Kostbarkeiten: „ Ich werde reicher sein als Du, Ali Baba“, murmelte er. Dann schob er seine Beute zur Tür und wollte den Zauberspruch sprechen. Aber er hatte ihn nicht richtig behalten und die Tür öffnete sich nicht. Er versuchte es viele Male, aber vergebens. Schließlich wurde er von den Räubern überrascht. Diese töteten ihn, schlugen ihn in Stücke und ließen ihn dort zurück.

Dort fand Ali Baba die zurückgelassenen Körperteile seines Bruders und beschloß, die Todesumstände von Cassim geheim zu halten, als er seiner Schwägerin die Nachricht überbrachte.

 

12. Ali Baba beriet sich mit Morgiane, der Dienstmagd von Cassim. Dann wurde überall in der Stadt die Nachricht verbreitet, daß Cassim schwer erkrankt ist und daß keine Hoffnung auf Besserung bestehe. Am nächsten Morgen suchte Morgiane einen alten Schuster auf und bat ihn, die Körperteile ihres Dienstherrn  wieder zusammenzunähen.

Danach wurde Cassim in Würde beerdigt. Ali Baba zog nach der Beerdigung in das Haus seiner Schwägerin ein.

 

14. Währenddessen versuchten die Räuber herauszubekommen, wie Cassim in ihr Versteck eindringen konnte. Eines Tages ging einer von ihnen in die Stadt und begegnete zufällig dem alten Schuster, der mit seiner Arbeit beschäftigt war. Du kannst doch nichts mehr sehen?“,  sagte er spöttisch.

„Und ob ich sehen kann!“ , antwortete der alte Schuster . Er erzählte ihm, daß er trotz seines Alters noch sehr gut sehen könne, er habe sogar eines Nachts in einem dunkleren Ort eine Leiche zusammengenäht. Wie vom Blitz getroffen fragte ihn der Räuber aus und bot ihm viel Geld an

Schließlich erzählte ihm der alte Mann alles und zeigte ihm das neue Wohnhaus von Ali Baba. Der Räuber zeichnete ein Kreuz als Erkennungszeichen auf die Tür und  verschwand.

 

16. Zum Glück wurde das von Morgiane beobachtet, die sofort die Gefahr spürte. Daraufhin malte sie gleiche Kreuze auf alle Türen im Viertel. Als die Räuber in der Nacht wiederkamen und die eine Tür suchten, um Rache zu üben, fanden sie alle Türen mit einem Kreuz versehen. Voll Wut zogen sie  unverrichteter Dinge ab.

 

18. Die Räuber ersannen einen neuen Plan. Der Hauptmann ließ 40 Esel und 40 große Tontöpfe kaufen; in einen Topf goß er Öl, in den anderen versteckten sich seine Leute. Mit dem ölgefüllten Topf führte er die Karawane an, gefolgt von den übrigen.

 

20. Als er bei Ali Baba ankam,  bat er ihn um Herberge für die Nacht. Dieser gewährte ihm seine Bitte und nahm ihn in sein Haus auf. Die Esel mit dem Tontöpfen ließ er in den Hof. Bevor der Räuberhauptmann sich aber von seinen Leuten trennte, flüsterte er ihnen zu, sie sollten sich ganz ruhig halten. Wenn alle schliefen,  werde er  sie rufen, um auf sein Zeichen alle Bewohner des Hauses zu töten.

 

22. In der Nacht, als Morgiane hinausging, um Öl für ihre Lampe zu holen, hörte sie auf dem Hof eine Stimme aus einem Topf, die leise fragte: „ Dauert es noch lange?“

Sofort verstand sie, daß etwas Gefährliches drohte und antwortete der Stimmte: “ Es dauert nicht mehr lang!“

Sie machte das Feuer an, um das Öl aus dem einen Topf zu erhitzen, und als das Öl kochend heiß war, schüttete sie es in alle übrigen 39 Töpfe. So starben alle Räuber.

Gegen Mitternacht pfiff der Räuberhauptmann, erhielt aber keine Antwort - niemand rührte sich. Da ging er hinunter zu seinen Leuten. Aus den Töpfen wehte Gestank von heißem Öl und Verbranntem. Da wurde ihm klar, daß jemand seine Leute mit siedend heißem Öl übergossen hatte. Er entschloß sich zur Flucht.

 

24. Zum Dank dafür, daß sie der Familie das Leben gerettet hat, beschloß Ali Baba Morgiane aus dem Stand der Mägde zu befreien“. Der Räuberhauptmann dagegen wollte sich rächen und kehrte nach kurzer Zeit zurück in die Stadt, wo Ali Baba lebte. Dort schaffte er es, sich mit Ali Babas Sohn zu befreunden , der ihn sogar zum Essen nach Hause einlud.

Morgiane wurde sofort mißtrauisch, als sie ihn sah. Sie überlegte, wie sie Ali Baba und seine Familie schützen könnte. Zur Ehre des Gastes führte sie einen Tanz auf, näherte sich langsam dem Räuber und stach ihn plötzlich mit einem Dolch mitten ins Herz.

 

26. In Panik über das entsetzliche Geschehen ergriffen Ali Baba und seine Familie Morgiane. Diese erklärte ihnen die ganze Geschichte. Die anwesenden Gäste waren von dem klugen und weisen Verstand Morgianes beeindruckt.

Bald vermählte Ali Baba seinen Sohn mit der klugen Morgiane. Bei dem prächtigen Hochzeitsfest erzählte Ali Baba den Gästen die Geschichte von der Räuberbande. Das Geheimnis der Höhle und des Zauberspruchs verriet er dagegen nur seinem Sohn.

Von dem Tag an lebten Ali Baba und seine Familie glücklich und in Frieden, geliebt und verehrt von der ganzen Stadt.